Deutsche Großunternehmen stehen ESG-Herausforderungen positiv gegenüber


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Environmental, Social, Governance (im internationalen Sprachgebrauch kurz ESG genannt), also Themen um Klimaschutz, soziale Fragen und Corporate Governance werden aktuell in der Öffentlichkeit und auf politischer Ebene intensiv diskutiert. Unternehmen, die in der Zukunft wettbewerbsfähig sein wollen, werden sich mit ESG-Aspekten künftig zunehmend befassen müssen, um die Auswirkungen ihrer Geschäftsmodelle auf die Umwelt und Gesellschaft – und umgekehrt („doppelte Materialität“) – zu berücksichtigen. Die Klimakrise und ein nicht nachhaltiger Ressourcenverbrauch führen zu einer Vielzahl von finanziellen und materiellen Risiken. Gleichzeitig steigt die Nachfrage der Kunden von Finanzdienstleistern nach nachhaltigen Geldanlagen. Damit steigen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung und entsprechendes Risikomanagement der Unternehmen. Die vielfältigen ESG-Herausforderungen für die Wirtschaft waren Gegenstand einer aktuellen Umfrage.

Umfrage zu ESG-Herausforderungen

Andersen hat zusammen mit weiteren Unternehmen und Institutionen, u.a. dem Bundesverband deutscher Banken, der Bertelsmann Stiftung, der Luxemburgischen Börse, der Flossbach von Storch AG, The New Institute und dem Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) als Kooperationspartner die Planung und Durchführung einer Umfrage zu „ESG-Herausforderungen für Großunternehmen in Deutschland“ des Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) unterstützt. Im Rahmen der von Forsa durchgeführten Umfrage wurden 104 mittelständische und 32 börsennotierte Unternehmen zum Umbau hin zu einer klimaneutralen, nachhaltigen Wirtschaft sowie den damit verbundenen Herausforderungen befragt.

Große Zuversicht bei den mittelständischen Unternehmen

Besonders groß ist die Zuversicht laut Umfrage bei mittelständischen Unternehmen: Drei Viertel der befragten mittelständischen Unternehmen erwarten mindestens gleichermaßen Vor- wie Nachteile für ihr Unternehmen durch die Brüsseler Klimaschutzpolitik. Die Hälfte der Mittelständler geht sogar davon aus, dass sie ihrem Unternehmen unterm Strich nutzen wird. Die Ergebnisse sind auch deswegen bemerkenswert, weil für mittelständische Unternehmen die Corona-Krise und die damit verbundenen Folgen derzeit weiterhin noch die mit Abstand wichtigste Herausforderung für die kommenden 12 Monate darstellen (45%), gefolgt von Herausforderungen nachhaltigen Wirtschaftens (29%). Etwas skeptischer blicken die börsennotierten Unternehmen auf die Brüsseler Klimaschutzpolitik: Knapp 60 Prozent erwarten wirtschaftlich mindestens gleichermaßen Vor- wie Nachteile infolge des EU-Green Deals; immerhin ein Drittel erwartet eher Vorteile. Und trotz der Nachwehen der Corona-Pandemie sehen börsennotierte Unternehmen bereits heute die Erfüllung der neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten als wichtigste anstehende Herausforderung (34%); erst dann kommt die Bewältigung der Corona-Krise und deren Folgen (31%). 

Zuspruch für Ausweitung der nichtfinanziellen Berichterstattung

Eine der größten Überraschungen der Umfrage: Drei Viertel der befragten mittelständischen Unternehmen begrüßen, dass die EU die nichtfinanzielle Berichterstattung auch auf ihre Unternehmen ausweiten will. Allerdings hatte erst die Hälfte der mittelständischen Unternehmen davon bereits gehört. Diese Ergebnisse sind als Chance für die Politik zu begreifen. „Die Politik sollte sich jetzt allerdings keineswegs zurücklehnen, sondern gerade den Mittelstand jetzt in der Transformation fördern und unterstützen, auch das ist eine klar geäußerte Forderung der befragten Unternehmen.“ sagt Janine von Wolfersdorff, Leiterin der Studie und Mitglied des OMFIF-Zentralbeirats.

Erste Anhaltspunkte zu den „Taxonomie-Quoten“

Erstmals konnten mit der Umfrage auch Anhaltspunkte zu den „Taxonomie-Quoten“ unter deutschen börsennotierten Unternehmen abgefragt werden. Die EU-Taxonomie beschreibt und klassifiziert Aktivitäten nachhaltigen Wirtschaftens, Unternehmen müssen hierzu erstmalig ab 2022 für das Berichtsjahr 2021 berichten. Knapp die Hälfte der Unternehmen, die Quoten genannt haben, schätzt derzeit den Anteil ihrer Umsatzerlöse wie auch für Investitionen in Taxonomie-konforme Aktivitäten bereits auf bis zu 10 Prozent, immerhin rund 5 Prozent sogar auf bis zu 50 Prozent. Mit großer Mehrheit gehen die börsennotierten Unternehmen in den nächsten fünf Jahren zudem von einer Steigerung dieser Taxonomie-Quoten bei Umsatzerlösen und Investitionsausgaben aus (88% bzw. 78%). Das zeigt das Potenzial für Sustainable Finance.

Szenarioanalysen nach dem Pariser Klimaabkommen

Das Übereinkommen von Paris sieht einen globalen Rahmen zur Bekämpfung des Klimawandels vor: Die Erderwärmung soll langfristig deutlich unter 2 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit gehalten werden. Um die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich zu vermindern, wurde vereinbart, dass der Temperaturanstieg durch weitere Maßnahmen auf 1,5 Grad begrenzt werden soll. Die Umsetzung der Klimaschutzziele wird sich voraussichtlich erheblich auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Unternehmen auswirken. Laut der Umfrage wurden die Auswirkungen des Pariser Klimaabkommens auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage bisher aber kaum durch die Unternehmen analysiert: Lediglich 12 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen haben bereits Szenarioanalysen nach dem Pariser Klimaabkommen erstellt, um die Auswirkungen des 1,5- bzw. 2-Grad-Ziels auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu ermitteln; 18 Prozent haben diese geplant. Bei den befragten börsennotierten Unternehmen zeigt sich ein ähnliches Bild: 9 Prozent der befragten börsennotierten Unternehmen haben bereits eine solche Analyse durchgeführt und 25 Prozent planen die Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu analysieren. Die Umfrage zeigt hier einen deutlichen Nachholbedarf.  

Die vollständigen Ergebnisse der Studie sind hier abrufbar.

 

 

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